Die letzten Tage auf der Hacienda
Nun ist
unsere Zeit auf der Reiterfarm schon wieder um! Die letzten Tage waren genauso
wie immer...! Wir haben den ganzen Tag gearbeitet, haben die Pferde bewegt und
sind geritten! Viel kann man da gar nicht unbedingt erzählen. Hin und wieder
sind uns alle Pferde ausgebrochen und wir mussten sie mit viel Geduld wieder
einfangen. Abends haben wir gekocht und ab und zu bekamen wir Besuch von
unseren Nachbarn, die meist nicht sehr unterhaltsam waren, so dass wir froh
waren, sie wieder los zu werden! An einem Abend haben uns auch die Jungs aus
Santiago besucht.
Die Katze
hat ihre Stimme wieder und ist uns wie immer auf die Nerven gegangen. Nachdem
sie uns einmal schon eine große Ratte ins Büro gelegt hatte und diese
anschließend genüsslich verspeist hat, brachte sie in unserer letzten Woche
immer kleine Echsen an, die sie tot gespielt und anschließend gefressen hat!
Unser Hund Ernesto fühlte sich wie immer sehr wohl! Er hat den ganzen Tag
Pferdekacke gefressen, ist mit uns spazieren gegangen wenn wir ausgeritten sind
und hat sich all seine Streicheleinheiten bei den Pferden geholt. Er liebt es,
sich vor den Pferden auf den Rücken zulegen und von der großen warmen
Pferdenase am Bauch angestupst und angepustet zu werden. :)
Unsere beiden treuen Stammkundinnen Sofia & Paula :) |
Fertig zum Ausritt |
Ansonsten haben wir die letzten Tage genutzt, um auszureiten. Vorher haben wir uns das nicht getraut, weil die Chefin vom Reiterhof nicht so viel davon hielt. Doch da sie eh nicht besonders nett zu uns war und wir nur noch wenige Tage zu arbeiten hatten, konnte uns das ja egal sein! So trafen wir uns an einem Tag mit unseren Nachbarn Pablo, der uns einen Weg durch die Berge zeigte. Die Landschaft um uns herum war trocken und sah aus wie Mondlandschaft. Die Erde war durch das Erdbeben in viele kleine Risse geteilt und die Bäume waren kahl und stachelig. Alles ist ausgetrocknet von der Sonne! Regen hat es hier schon lange nicht gegeben! Auf dem Weg begegneten wir immer wieder Wildpferden, die interessiert zu uns schauten. Auch Kühe stellten sich uns in den Weg, die Ernesto, unser Hund, mit großem Vergnügen jagte. :)
Es ist echt das schönste Gefühl auf der Welt, auf den Rücken der Pferde zu sein und die Berge zu erklimmen. Wie ein kleiner Traum. Für den Moment vergisst man alle Sorgen und ist glücklich! Ab und zu boten sich auch kleine Galoppstrecken an. Die Sonne schien uns ins Gesicht und als wir schließlich einen der höchsten Andengipfel erreichten, genossen wir die herrliche Aussicht über Chicureo.
Die nächsten
Tage wiederholten wir unseren abenteuerlichen Ausflug ohne unseren Nachbarn
mehrfach und kosteten es nochmal voll aus! Immer wieder ritten wir einen
verlassenen Weg entlang, auf dem sich viele kleine Knochen und Schädel von
Rindern befanden...Wir fühlten uns ein bisschen wie auf dem Elefantenfriedhof von
König der Löwen. :) Die Besitzerin des Reiterhofs sagte nichts zu unseren
Reitausflügen. Die letzten Tage brachte sie eh kaum mal etwas über die Lippen.
Wir waren froh, wenn sie uns Hallo sagte.
Die letzten
Tage ist es ziemlich kalt geworden. Tagsüber, wenn die Sonne schien, war es
angenehm warm, aber nachts waren es nur noch um die 10 Grad...brrrr! Da habe
ich selbst mit langer Hose und Jacke im Bett, eingemummelt im Schlafsack,
gefroren! Hoffentlich wird es bald wieder wärmer!
An unserem vorletzten Tag
kamen zwei neue Ponys auf den Reiterhof, die beide wunderhübsch aussehen!
Schaut euch die zwei schneeweißen Schönheiten an.
Besonders
viel Zeit verbrachte ich auch nochmal mit Alma, ein sehr junges Pferd, das
total verschmust ist.
Meine süße Alma :) |
El Principito |
So schnell ging die Zeit vorüber. Der Abschied war
kurz und schmerzlos. Besonders viel Glück hatten wir mal wieder, weil uns der
Reitlehrer Mauricio in seinem Auto mit nach Santiago nahm und wir so nicht mit
dem ganzen Gepäck den umständlichen Weg auf uns nehmen mussten.
Eine Woche Santiago und Abschied
Unsere letzten Tage verbrachten wir in Santiago bei Gonzalo. Wir schliefen jeden Tag aus, gingen mehrfach bei unseren Lieblingsmexikaner essen, waren im „Paris“ shoppen, besuchten einen der wöchentlich stattfindenden Obst- und Gemüsemärkte und genossen unsere freien Tage ohne Stress.
Am Samstagabend bereiteten Nadine und ich eine große
Festmahlzeit vor: Asado alemán (deutsches Barbecue)! Nachdem wir schon mehrfach
im Taxi oder auf der Straße auf eine typisch chilenische Bierwerbung
angesprochen wurden, sind wir schließlich neugierig geworden und googelten nach
der Reklame: http://www.youtube.com/watch?v=eJhsWCSpqL4 Es geht darum, dass drei Chilenen auf einem Zeltplatz
schlafen und nach dem Aufstehen auf drei hübsche deutsche Mädels treffen. Der
eine fragt: „Was wollen wir heute zum Mittag essen?“ Der Andere: „Asado alemán! ...Voy
por el kuchen“ (Ich hole den Kuchen)!
Auch Gonzalo und Felipe mussten jedes Mal herzhaft
über diese Werbung lachen! Deshalb bereiteten Nadine und ich für den heutigen
Abend echten deutschen Kartoffelsalat vor, sogar mit Gewürzgurken! Des Weiteren
gab es Tomatensalat, aufgeschnittenes Ei, Guacamole und BOWLE!!! Unser
typisches deutsches Partyabendgetränk war ganz unbekannt in Chile! Selbst die
Aussprache von dem Wort „Bowle“ war sehr schwierig, so dass wir zur
Vereinfachung „Bovle“ sagten, um so dem Wort das Englische zu nehmen. ;)
Gonzalo kümmerte sich um das Fleisch und stellte
einen kleinen Grill neben dem Fenster auf der Waschmaschine auf. Wie süüüß! Es
gab kleine Würstchen und Hähnchenbrust! Mit Thüringer Bratwurst konnten wir
leider nicht dienen.
Felipe kam erst später dazu und so genossen wir
unseren deutsch-chilenischen Asado Abend. Die Bovle und der Kartoffelsalat
waren sehr gelungen und kamen bei den Jungs gut an.
Am Sonntag waren wir bei Gonzalo seiner Mama zum
Mittagessen eingeladen. Auf dem Weg dahin fuhren wir an einem Mann vorbei, der
schlafend auf einem Fleckchen Wiese in der Sonne lag. Das war zwar nicht
unbedingt ungewöhnlich, denn man sieht öfter mal schlafende Männer am
Wegesrand, meist handelt es sich dabei um ärmere Menschen. Trotzdem kehrten wir
nochmal um, um ein Foto zu schießen. Irgendwie gefiel uns der schlafende Mann,
denn es schien so als ob er gerade nach der Arbeit ein kleines Päuschen machen
wollte. Anscheinend war er so müde und geschafft, so dass er sich das erstbeste
Plätzchen aussuchte, um ein Nickerchen zu machen.
Bei Gonzalo seiner Mama angekommen, wurden wir so
herzlich empfangen wie wir es schon von den Südamerikanern gewöhnt waren. Drei
kleine Frauen, Gonzalos Mama und ihre zwei Schwestern, öffneten uns mit herzallerliebstem Gesicht die Tür,
drückten uns und führten uns im kleinen Häuschen herum. Zur Begrüßung tranken
wir natürlich Pisco Sour, so wie es sich hier in Chile gehört, so dass sich
Nadine und ich schon vor dem Essen angeschwippst fühlten. Wir saßen fröhlich
auf der Couch und lachten mit der ganzen Familie. Gonzalos Bruder Ignacio
lernten wir bei dieser Gelegenheit auch kennen.
Um 3 Uhr nachmittags gab es dann schließlich
Mittagessen. Was für eine traumhafte Uhrzeit!
Genau richtig für Langschläfer wie mich! Könnte man bei uns in
Deutschland auch mal einführen! ;) Als Vorspeise gab es 3 Empanadas gefüllt mit
Käse, als Hauptspeise Hähnchenkeule mit Kartoffelbällchen und Salat und als
Nachgang Apfelkuchen mit Ananaseis! Sehr sehr lecker! Wir waren so
vollgefuttert wie lange nicht und so konnten wir uns den ganzen Nachmittag kaum
bewegen!
Um nicht mit dickem Bauch einzuschlafen, fuhren wir
in ein Einkaufszentrum, um ein bisschen zu schlendern. Den Abend ließen wir
gemütlich auf Gonzalo seiner Couch vor dem Fernseher ausklingen…
Am nächsten Tag hatte Gonzalo frei und es stand
„Canopy“ auf dem Programm. Deswegen fuhren wir extra in unser Dorf zurück nach
Chicureo. Wie wir dieses vermisst hatten!^^ Die Canopystation war uns schon
bekannt, da Nadine und ich diese bei einem Ausritt genauestens inspiziert
hatten. Nun wollten wir uns endlich an einem Seil von einem Felsen zum anderen
über den Abgrund schwingen. Doch es war geschlossen! NEEEEIIIN, was für ein
Pech! Wir hatten uns schon so darauf gefreut. :(
Um nicht umsonst nach Chicureo gefahren zu sein,
besuchten wir unseren Freund Hernán auf der Hacienda und hielten ein kleines
Schwätzchen mit ihm. Ich kuschelte nochmal mit allen Pferden und als
schließlich die Chefin in ihren großen Jeep heranfuhr, verdrückten wir uns
schnell.
Am Abend fuhren wir zum „Cerro de San Cristóbal“,
einem Aussichtspunkt von Santiago, den wir schon einmal in unserer ersten Woche
in Chile besucht hatten. Dort genossen wir noch einmal den Sonnenuntergang und die
glitzernden Lichter Santiagos bei Nacht. Gonzalo erzählte uns noch scherzend,
dass jeder Chilene ungefähr weniger als ein Mal im Jahr auf den Aussichtspunkt
fährt. Wie der Zufall es jedoch wollte, trafen wir plötzlich auf Ignacio, dem
Bruder Gonzalos. Wie lustig! :)
Zurück zu Hause, und es fühlte sich wirklich schon
wie ein neues zu Hause an, luden wir Felipe zum Kinoabend auf dem Sofa ein. Wir
schauten „Goodbye Lenin“, einen Film aus der Zeit der Wende. Das lustige ist,
dass wir den Film nur in deutscher Sprache mit spanischem Untertitel anschauen
konnten. Ist ja mal wieder typisch für die Südamerikaner, dass sie die
Originalstimmen bevorzugen. Die Jungs amüsierten sich köstlich über den Film
und wir lachten an vielen Stellen. Zum Trinken gab es einen chilenischen Wein
namens „Terremoto“ (Erdbeben) mit
Ananaseis.
Die letzten Tage in Santiago verbrachten wir damit,
unser Busticket in der Stadt zu kaufen, um es uns dann am nächsten Tag wieder
anders zu überlegen und dieses umzutauschen. Der Abschied fiel doch schwerer
als gedacht! Leider machten wir uns genau zur Zeit der Rush-hour auf den Weg.
Nachdem wir die Metro erreichten, standen wir am Bahngleis umgeben von
tausenden Menschen. Ungefähr alle 30 Sekunden hielt eine Bahn vor uns an, doch
es war gar nicht möglich einzusteigen, denn diese war bereits voll. Um uns
herum quetschten sich die Leute in die Wagen rein…unglaublich! Zusammengepresst
standen diese darin und die Tür der Metro ging geradeso noch zu. Wir schauten
uns verdutzt an und sagten uns jedes Mal aufs Neue: „Wenn die nächste Metro
kommt, müssen wir uns auch reinquetschen!“ Doch es war nicht möglich! Nach der
10ten Bahn gaben wir auf, schlängelten uns durch die Massen zurück auf die
Straße und holten erst mal tief Luft! Was nun? Uns blieb nichts anderes übrig
als in die Stadt zu fahren, um die Tickets umzutauschen! So stellten wir uns an
einer Schlange für einen Taxi an und warteten ungeduldig! Gemeinsam mit anderen
teilten wir uns das Taxi und fuhren plötzlich in eine ganz andere
Richtung…KOMISCH! Nach einer Stunde Fahrt durch den Stau, stellten wir dann
gemeinsam mit dem Taxifahrer fest: Wir sind hier völlig falsch! Der Taxifahrer
lachte, stieg aus, um sein Taxischild abzunehmen und brachte uns höchst
persönlich zum Busbahnhof! Er meinte: „Ich kann euch nicht alleine fahren
lassen, ihr werdet sonst verloren gehen!“ Haha…was für ein Mehl wird jedes Mal
haben! Echt Wahnsinn! Als wir am Busbahnhof ankamen, begleitete er uns zum Ticketstand,
um diese gemeinsam mit uns umzutauschen. Blöd war nur, dass die Fahrt für den
nächsten Tag doppelt so teuer sein sollte. Deshalb ließen wir uns nur das Geld
für die Tickets auszahlen und unser netter Taxifahrer Daniel fuhr mit uns zu
einem anderen Busbahnhof, wo wir dann auch neue Tickets zum angemessenen Preis
bekamen.
Schließlich verabschiedeten wir uns von Daniel und
tauschten Nummern aus. Mit der Metro, die nun zum Glück nicht mehr so voll war,
fuhren wir nach Hause. Es dauerte nicht lange, da schrieb Daniel eine Sms und
fragte, ob wir gut angekommen sind! Nach 3 Stunden unfreiwilligen durch die
Stadt fahren, kamen wir schließlich bei Gonzalo an, der schon mit dem Abendbrot
auf uns wartete…! :)
An unserem letzten Tag hatten wir wahnsinnig viel zu
tun: Putzen, Koffer packen und Abschiedsgeschenke kaufen. Am frühen Abend
backten wir noch einen Abschiedskuchen für Gonzalo aus Rührteig. Als der Teig
fertig zusammen gerührt war, versuchten wir den Ofen anzumachen, doch das war
gar nicht so einfach! In Südamerika muss man nicht nur einen Knopf drehen,
sondern auch etwas anzünden. Nur wo? Es war ein Rätsel, welches wir nicht lösen
konnten. So klingelten wir mal wieder bei der Nachbarin, diesmal bei einer
anderen, denn die Nachbarn von rechts nebenan kannte uns schon, da wir den
Büchsenöffner mehrfach nicht bedienen konnten.
Eine nette junge Frau öffnete uns die Tür und nachdem wir unser Problem schilderten, stand diese
keine 10 Sekunden später in Gonzalo seiner Küche, um den Ofen anzuzünden.
Leider funktionierte das Gas nicht! So durften wir unseren Überraschungskuchen
bei der Nachbarin im Ofen backen. Wie nett! Als Gonzalo heim kam, war der
Kuchen noch nicht fertig…so mussten wir noch heimlich Schokolade schmelzen und
den Kuchen verzieren. Schließlich überreichten wir Gonzalo den Kuchen zusammen
mit einem Bilderrahmen, der ein Foto von uns vieren von unserem ersten
Partyabend zeigte.
2 Stunden vor unserer Abfahrt trafen wir uns
schließlich noch mit Felipe beim Mexikaner, um die letzte Stunde gemeinsam im Kerzenschein
in unserem geliebten Restaurant zu genießen. Wir bestellten mal wieder
Burritos, tranken dazu Pisco Sour und lachten uns kaputt. Felipe sein Mund
steht nie still! Es ist unglaublich wie man in so kurzer Zeit so viel erzählen
kann, ohne dabei ausreichend Luft zu holen. :) Aber genau das mögen wir an
unserem dicken sympathischen Freund Felipe („el gordito simpatico“)!
Als die Zeit schließlich knapp wurde, fuhren wir mit
einem Taxi nach Hause zu Gonzalo, um unser Gepäck zu holen. Plötzlich fiel uns ein,
dass wir noch gar kein Hostel für unser nächstes Ziel „Antofagasta“, eine große
Hafenstadt 20 Stunden von Santiago entfernt, reserviert hatten. So setzten wir
uns noch schnell an den Computer, um bei Hostelworld eine Unterkunft zu buchen.
Nur leider existierte die Stadt gar nicht! Da wir keine Zeit mehr verlieren
konnten, mussten wir uns schließlich ohne Unterkunft auf den Weg machen! Wir
fuhren im Eiltempo zum Busbahnhof und erreichten die Tiefgarage 2 Minuten vor
Abfahrt. So rannten wir zu viert mit all dem Gepäck zu unseren Bus. Das war ein
Bild für die Götter. Alle liefen verwirrt in verschiedene Richtungen, um den
richtigen Bus zu finden. Schließlich erreichten wir 5 Minuten zu spät unseren
Bus, verabschiedeten uns bei den Jungs und stiegen ein. Am Fenster wanken wir
noch lange Zeit den Jungs zu, bis diese nicht mehr zu sehen waren. Das war ein
trauriger Abschied! :( Nadine schlief schnell ein und ich hörte noch 3 Stunden
Musik bis auch mir die Augen zu fielen. Nun lagen fast 20 Stunden Busfahrt vor
uns…! Auf unserem weiteren Programm stehen nun die beeindruckende Atacamawüste
im Norden Chiles mit seiner Mondlandschaft und den Salzseen sowie das in den
hohen Anden gelegene Bolivien. Wir werden euch bald von neuen Abenteuern
berichten!
Lasst es euch gut gehen! Wir haben euch lieb!
Nadine&Naty
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