Samstag, 21. April 2012

2 Tage am Meer

Viña del Mar y Valparaíso

Seid gegrüßt von der Pazifikküste! :) Am letzten Wochenende haben wir mal wieder eine Reise unternommen in zwei ganz besonders sehenswerte Städte an der Küste von Chile: Viña del Mar und Valparaíso! Das möchten wir euch nicht vorenthalten! 

Am Samstag sind wir abends nach Santiago gefahren, um mit den Jungs ein wenig zu feiern. Nach vielen Tagen Arbeit auf dem Reiterhof, freuen wir uns jedes Mal ganz besonders auf die Abende in Santiago. Hier ist wenigstens was los! Chicureo dagegen ist ein winziges kleines Nobeldorf…! Das Zentrum bildet eine Lagune mit kleinen Einkaufspassagen drum herum. Hier kann man nichts unternehmen! Da wir sowieso von früh bis spät arbeiten müssen und abends müde sind, ist das nicht so schlimm! In Santiago angekommen, tanzten wir wie immer gut gelaunt durch die Wohnung von Gonzalo und saßen bis zum Morgen zusammen und unterhielten uns lustig! 

Am nächsten Tag, nach nur wenigen Stunden Schlaf, frühstückten wir gemeinsam mit Gonzalo und fuhren dann zu zweit mit dem Bus nach Viña del Mar (übersetzt „Weinberg am Meer“), eine Stadt gelegen an einer Bucht am Pazifik. Besonders im Sommer (im Januar und Februar) gilt Viña als beliebter Urlaubsort. Neben noblen Villen und Apartmenthochhäusern am Strand, befinden sich hier viele Kneipen und Diskotheken sowie ein großes „Casino Municipal“ aus den 1930er- Jahren, in dem die Bessergesellten ihr Vermögen verpulvern können. Zahlreiche Parkanlagen sorgen für weitere Erholungsmöglichkeiten. Da wir Viña del Mar außerhalb der Sommermonate bereisten, entkamen wir der Touristenzeit und den überfüllten Stränden. So ein Glück! :)
Nachdem wir im Hostel ankamen, legten wir unsere Sachen ab und machten uns gleich auf den Weg zum Strand! Es dauerte nicht lange und ich geriet ins Schwärmen: Wie schön es hier ist! Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das Ambiente der Stadt mit seinen Palmen, Sandstränden und kleinen Verkaufsständen brachte uns zum Träumen. 





Wir liefen an der Strandpromenade entlang und unser erstes Ziel war die „Reloj de Flores“, eine Blumenuhr. Da diese als Wahrzeichen von  Viña del Mar gilt, muss man sie gesehen haben!  ;)


Als wir zurück zum Strand laufen wollten, hupte es plötzlich neben uns. Unser chilenische Freund Felipe hielt neben uns an und wir schrien vor Lachen, denn wir hatten uns gerade in der gleichen Sekunde gefragt, warum er sich nicht meldet, schließlich wussten wir, dass er heute einen Geschäftstermin in Viña hatte. Wir stiegen in sein Auto ein, machten eine kleine Rundfahrt und verabredeten uns zum gemeinsamen Abendessen. Nachdem er uns wieder an der Küste absetzte, verbrachten wir den restlichen Nachmittag damit, am Strand spazieren zu gehen, die Pelikane zu beobachten, Verkaufsstände zu durchstöbern und in einem großen Einkaufszentrum shoppen zu gehen!





Im Einkaufszentrum angekommen, fühlte ich mich wie in einer Traumwelt! Um mich rum gab es so viele schöne Klamotten, ich wusste gar nicht was ich zuerst anprobieren sollte! Nach ungefähr einer Stunde war ich im Besitz einer neuen Tasche, zwei Oberteilen, einem Schal, ein Paar Ohrringen und Unterwäsche! Wie schön! Shoppen macht für den Moment glücklich! Am Strand kaufte ich mir übrigens auch noch 3 Paar Ohrringe!  Nadine zog es vor zu sparen! Schließlich gibt sie das Geld, was ich zum Shoppen ausgebe, schon für ihre Arztrechnungen und Medikamente aus…ständig ist irgendwas…angefangen mit Magenproblemen, hin zu einem Zahnarztbesuch, weil ein Stück Zahn weggebrochen war, über zum Krankenhausbesuch zur Behandlung einer Mandelentzündung! Wenn wir nach Deutschland zurückkehren, stehen schon weitere Arztbesuche und die Überlegung, sich die Mandeln entfernen zu lassen, auf Nadine ihrem Plan. Wir machen uns beide schon darüber lustig, denn was soll Nadine denn erst machen, wenn sie mal alt ist!? Hehe… :)

Als die Sonne immer tiefer sank, setzten wir uns an den Strand und betrachteten den tieforangefarbenen Sonnenuntergang und das Glitzern der letzten Sonnenstrahlen auf dem Meer. Hach, wie romantisch!



Am Abend gingen wir in einem beliebten Fischrestaurant, dem Cap Ducal, essen. Das kleine edle Restaurant ist in Form eines Schiffes gebaut und liegt direkt am Meer. Von hier aus kann man die Wellen beobachten, die das Meer tosend von sich spuckt und man hat einen Ausblick auf die Strandpromenade, die in vielen kleinen glitzernden Lichtern leuchtet.
Da wir weder etwas mit der spanischen noch mit der englischen Speisekarte anfangen konnten, baten wir den Kellner um Hilfe. So bestellten wir uns natürlich Fisch und dazu Pisco Sour. Pisco ist das alkoholische Nationalgetränk Chiles und Perus. Dabei handelt es sich um reinen Weinbrand. Wenn man diesen mit Zitrone, Zucker und gequirlten Eiweiß mixt, erhält man das bekannte Mixgetränk Pisco Sour.
Später traf noch unsere Verabredung Felipe ein. Wir hatten einen schönen Abend und nach einem besonders leckeren Gaumenschmaus  liefen Nadine und ich schließlich zufrieden und müde zurück zum Hostel. Da wir trotzdem noch nicht schlafen gehen wollten, setzten wir uns nachts halb eins noch eine Weile vor dem Hostel auf eine Bank. Es dauerte nicht lange, da standen plötzlich zwei ältere Straßenmusiker vor uns, die uns fröhlich anquatschten. Sie wollten uns auf ihrer Gitarre unbedingt noch ein kostenloses Ständchen spielen…warum eigentlich nicht? Wir hatten nichts dagegen und so legten die zwei los. Es war echt richtig gut und wir waren beeindruckt von dem spanischen Gedudel. So kam noch ein weiterer Mann, der sich zu uns gesellte und lauschte. Ein Passant, der gerade seine Arbeit beendet hatte und an uns vorbei lief, trällerte mit vollem Herzen mit…unglaublich! Plötzlich hielten 3 Polizeiwagen neben uns an und ungefähr 5 Polizisten stiegen aus und kamen auf uns zu! Was ist denn jetzt los? Wir wollten doch nur der Musik lauschen! Nadine und ich schauten uns mit großen Augen erschrocken an! Die Beamten nahmen dem Mann neben uns den Becher aus der Hand und nach nur kurzen daran riechen, war klar: Der Mann trank heimlich Bier auf der Straße! So wurde er abgeführt und zum Polizeirevier mitgenommen, um dort eine Nacht auszunüchtern! Huch, was ist denn hier los? Die Musiker erklärten uns, dass es in Chile verboten sei, öffentlich Alkohol zu trinken! Krass! Der Mann hatte auf uns keinen besoffenen Eindruck gemacht, aber schon der Aspekt, dass dieser öffentlich Bier getrunken hatte, reicht, um ihn mit auf die Wache zu nehmen! Im Gegensatz zu Argentinien, wo alles möglich ist und die Leute total locker und verrückt sind, herrschen in Chile andere Regeln! Hier wird für Ordnung gesorgt! Irgendwie ist das ja schon ein wenig Freiheitsberaubung und erinnert an Ostzeiten! Oder?
Nach dem Schrecken gingen wir ins Bett, denn am nächsten Tag erwartete uns ein Ausflug in die Nachbarstadt von Viña del Mar.

 
Am nächsten Morgen wurden wir von einem kleinen Reisebus aus unserem Hostel abgeholt. Wir hatten eine Tour mit einem Reiseführer durch die Hafenstadt Valparaíso geplant. Auf dem Weg dahin sammelten wir viele weitere Leute verschiedenster Nationen ein - aus Brasilien, Columbien, Argentinien, Ecuador und Venezuela. Immer wenn neue Leute einstiegen, stellte der Busfahrer alle kurz vor und wenn er sagte: „Die beiden Mädels dahinten kommen aus Deutschland!“, drehten sich alle mit gespannten Gesichtsausdruck um und lächelten uns freundlich zu! :)
Unser erster Stop in Valparaíso war direkt an der Küste. Als wir aus dem Bus ausstiegen, nahmen wir einen intensiven Geruch von Fisch wahr. Wir liefen einige Meter an der Küste entlang und schon von Weitem konnten wir ein altes Frack erkennen, auf dem riesige Seehunde lagen und sich die Sonne auf den Bauch und Rücken schienen ließen. Wie toll! :) Zum ersten Mal konnten wir Seehunde in freier Wildbahn sehen. Amüsiert beobachteten wir das Spektakel, bevor wir weiter am Hafen entlang schlenderten und schließlich wieder in den Bus einstiegen.

 


Valparaíso ist eine malerische Hafenstadt inmitten von Hügeln. Wie Schwalbennester kleben die Holzhäuser übereinander an der steilen Küste. Mehr als ein Dutzend bis zu 400m hohe Hügel, genannt cerros, säumen den Hafen und Küstenstreifen und geben dem Ort die Optik eines Amphitheaters. Alte Schrägaufzüge und unzählige Treppen führen hoch auf die cerros. Die Stadt ist voller Farben -  mit blauen, orangefarbenen, grünen und gelben Häusern, die mit alten angemalten Schiffsblechen verziert wurden. Der alte Stadtkern von Valparaíso wurde von der Unesco zum Kulturerbe der Menschheit erklärt.

Während unserer Bustour hielten wir immer wieder an interessanten Plätzen und Aussichtspunkten. Das Flair der Hafenstadt imponierte uns sehr. 




Schaut mal genau hin wie weit die Straße nach oben geht!




Um einen schönen Blick über die Hafenstadt zu bekommen, fuhren wir mit einem der Schrägaufzüge, dem „Ascensor Artillera“, der schon fast 100 Jahre auf dem Buckel hat, in nur wenigen Sekunden eine 175m lange Strecke nach oben. Dort angekommen präsentierte sich uns der Fußweg „Paseo 21 de Mayo“ als überwältigender Aussichtsbalkon der Stadt.






Nachdem wir schon einige Stunden Valparaíso kennen lernen durften, fuhren wir mit dem Bus weiter nach Reñaca, eine kleine Nachbarstadt von Viña del Mar. Hier aßen wir Mittag in einem gemütlichen Fischrestaurant direkt am Hafen und schauten den riesigen beeindruckenden Wellen zu, die tosend aus dem Meer geschleudert wurden und alles mit sich rissen, was ihnen im Weg war. Deshalb war es an diesem Strand verboten, Baden zu gehen. 

 
Später hielten wir noch in Viña del Mar an, relaxten dort ein bisschen an der Küste und fuhren zu einem Museum, vor dem eine typische Figur der Osterinseln platziert war.

Im Hintergrund seht ihr das Restaurant "Cap Ducal"


Nach einer 7-stündigen Reisetour waren wir ganz schön kaputt und da wir eh gerade in Viña del Mar in der Nähe von unserem Hostel waren, verabschiedeten wir uns von dem Rest der Gruppe und liefen zum Hostel, um unsere Rücksäcke zu holen. Schließlich machten wir uns auf den Weg zurück nach Santiago. Dort angekommen, trafen wir uns mit Gonzalo zum Abendessen in einer Pizzeria und fuhren kurz darauf zurück in unser kleines Dorf Chicureo. 

Als wir im Bett lagen, war es schon sehr spät, ich glaube 1 Uhr nachts. Nadine war schon kurz vorm Einschlafen und ich tippte noch ein bisschen auf dem Computer herum. Die Pferde machten wie so oft viel Lärm in ihrem Stall. Da wir gleich neben ihnen in einer „Hütte“ schlafen, ist dies unüberhörbar! Doch irgendwie war es diesmal anders und auch viel lauter! Ich: „Du Nadine, die Pferde sind heute aber laut…!“… STILLE…plötzlich fing alles an zu wackeln…“Nadine? Ein Erdbeeeeben!!!“ Nadine: „Raaauuuuusss!“
Mit einem Puls von 180 rannten wir so schnell wir konnten vor die Tür und wussten gar nicht wie uns geschah. Nach wenigen Sekunden war das Beben vorüber. Die ganze Hütte hatte gewackelt! Oh Gott waren wir aufgeregt, ganz allein auf dem stockdusteren Reiterhof…das war irgendwie gruselig! 
Wir standen noch einige Zeit wie angewurzelt draußen, da kam der Nachbar zu uns und wir redeten kurz über das Erdbeben! Später erfuhren wir, dass das Beben eine Stärke von 6,7 auf der Richterskala hatte und seit 2010 das stärkste Beben gewesen sei. Das Epizentrum des Erdbebens lag einige Kilometer vor der Stadt Valparaíso im Ozean. http://www.20min.ch/ausland/news/story/22339927
Diese Nacht konnten wir nicht mehr richtig schlafen. Wir wälzten uns unruhig in unseren Betten rum und bildeten uns irgendwelche Geräusche ein. Mit klopfendem Herzen lagen wir im Bett. Als die Pferde wieder Krach machten, sprangen wir erschrocken aus dem Bett auf und rannten vor die Tür! Diesmal war es jedoch falscher Alarm! ;)
Als wir dann lange Zeit später einschliefen, klingelte schon fast wieder der Wecker! So begann unsere vorletzte Arbeitswoche auf der Hacienda…

Wir hoffen euch geht es allen gut und ihr seid gesund! Ganz liebe Grüße und eine schöne Zeit wünschen Nadine & Naty.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen