Dienstag, 27. März 2012

Abschied nehmen, Mendoza und Santiago


Córdoba und Abschied

Nun war die Zeit gekommen und wir hatten nur noch wenige Tage in Córdoba und mussten bald Abschied nehmen! Deswegen haben wir die letzten Tage nochmal viel unternommen und wenig geschlafen! ;) Am Dienstag waren wir alle gemeinsam im besten Restaurant Córdobas, „La Mandarina“, essen. Am Mittwoch hatte mich die Kaufsucht gepackt! Ich ging nach der Arbeit schnurstracks zum „Patio Olmos“, einem großen Einkaufszentrum, und kaufte mir die schönsten Sandalen, die ich je besessen habe! ;) Was für ein Glück, dass es sogar meine Größe gab! Ich war davon ausgegangen, dass meine Schuhgröße in ganz Südamerika nicht aufzufinden ist…aber da habe ich mich wohl geirrt! Am Abend hatte uns Gina in ihre Gastfamilie eingeladen und für uns Spätzle mit Linsen gekocht. Wir kannten diese süddeutsche Spezialität noch nicht, aber es hat super geschmeckt! Die Spätzle hatte sie extra von zu Hause mitgebracht! Ein sehr schöner Abend!

 
Nicht zu vergessen war auch der Abend mit Nati, einer Cordobanerin und Freundin von Fernando, mit der wir uns verabredeten. Wir waren ganz gespannt, denn bisher hatten wir nur mit ihr telefoniert! Aber sie war super lieb, was gar nicht anders zu erwarten war! Wir machten „una Vuelta“, eine Rundfahrt in ihrem Auto und gingen schließlich in eine große Bar, wo wir uns den ganzen Abend angeregt unterhielten. Dieser Abend wird uns immer in Erinnerung bleiben!


 
Am Donnerstag war unser letzter Abend! Diesen wollten wir noch einmal gemeinsam mit all unseren Mitbewohnern voll auskosten! Wir kauften ganz viele Leckereien ein zum Kochen und natürlich auch Fernet mit Cola, Wein und Vodka. Zu essen gab es Reis mit Hähnchengeschnetzelten, Gemüse und Sahnesoße. Gemeinsam schnippelten wir Fleisch und Gemüse und schließlich übernahmen Paul, Friedericke und ich das Kochfeld!  Das Ergebnis war lecker!

 
Wir glühten ein wenig vor und hörten mal wieder die typisch argentinische Reggaetonmusik rauf und runter.  Mit etwas Alkohol intus fiel uns auf einmal auf wie viel Ähnlichkeit unser brasilianischer Mitbewohner Sokrates mit Daddy Yankee hat! Wir als Fans wollten natürlich ein Foto! Leider konnten wir Sokrates nicht überzeugen mit Lederjacke und Sonnenbrille zu posieren! ;)

 
Wir feierten noch ein wenig in der Küche und machten uns schließlich halb 2 auf den Weg ins María María, wo wir die ganze Nacht durchtanzten bis wir raus gekehrt wurden! ;) 


 
Der Abend war echt super schön, zumal es unser letzter Partyabend mit unseren neugewonnen Mitbewohnern und Freunden war! Als wir heim kamen, fiel ich ins Bett! Leider blieb mir nur noch eine Stunde Schlaf, denn im Gegensatz zu den Anderen musste ich früh arbeiten! Da ich einen Kuchen und bunte Stifte für die Kinder gekauft hatte, kam ich auch nicht drum rum arbeiten zu gehen! Im Bus traf ich Gina…juhuuu ich war nicht die Einzige! So konnten wir uns während der Busfahrt gegenseitig wach halten und nochmal die letzte Nacht durchgehen! Übrigens möchte ich an dieser Stelle nochmal anmerken, dass ich sehr stolz auf mich bin, dass ich auf dem Weg zur Arbeit immer richtig ausgestiegen bin und nicht einmal meine Bushaltestelle verpasst habe! ;) Und was meinen Orientierungssinn betrifft, habe ich mich meist besser im Schachbrettmuster-Labyrinth zu Recht gefunden als Nadine! :)

Auf Arbeit angekommen war ich zwar sehr müde, aber ich genoss es nochmal mit den Kindern Zeit zu verbringen! Besonders mit dem kleinen Santiago! Zum Abschied bekam ich von meiner Gruppe (3-4 Jahre) ein großes Herz mit Foto und Handabdrücken. Auf der Rückseite ist ein Text verfasst, der so schön und lieb geschrieben ist, dass ich fast weinen musste! Als ich allen Adiós sagte, lief ich mit Santiago auf dem Arm herum, gab allen wie immer ein Küsschen und bedankte mich und sagte aus Spaß, dass ich Santiago mitnehmen werde! Alle lachten und gaben ihr OK und auch Santiago war zufrieden! Leider kamen dann gerade seine Eltern und ich übergab den kleinen Wurm! Lustig fand ich, dass sein Papa mir plötzlich auf Deutsch erzählte, dass er ein Jahr in Deutschland in Ilmenau gelebt hat. Weimar hat er auch schon besucht! :) 


 
Zu Hause im Apartment schrieb ich noch die letzten Postkarten und wartete auf Nadine. Sie hatte heute frei, konnte ausschlafen und war mit Chris, dem Kanadier, Mittag essen. Als sie kam, packten wir Koffer und versuchten wieder Ordnung ins Zimmer zu bekommen! Später gingen wir noch einmal vor die Tür, um was zum Essen zu kaufen! Als wir im Supermarkt die ganzen leckeren Alfajore (Biskuitkekse mit einer Füllung aus Dulce de Leche, umhüllt mit Schokolade) sahen, die wir die letzten Wochen täglich in uns rein geschlungen haben, wollten wir ein Foto davon machen. Plötzlich kam ein wütender Mann aus dem Supermarkt auf uns zu und fragte, was wir da machen…! Wir: „Ein Foto zur Erinnerung für Deutschland!“ Plötzlich hatte er ein Lächeln im Gesicht und führte uns zu seinem größten Schokoladenosterei, was es im ganzen Laden gab und fotografierte uns damit! Wie ausgeflippt ist das? Wieso nur werden hier die Deutschen so umschwärmt und geliebt? Das ist uns schon öfter passiert! Sobald man sagt, dass man aus Deutschland kommt, freuen sich die Argentinier und man wird begehrt!

 
Am Abend mussten wir uns dann schließlich verabschieden! Das war gar nicht einfach und es flossen auch ein paar Tränen! Wenn man 4 Wochen zusammen wohnt, lernt man sich einfach intensiver kennen und erlebt so viel Schönes gemeinsam! Aber es war Zeit für eine Weiterreise und für neue Erlebnisse! Wir nahmen all unser Gepäck und liefen zur Hauptstraße, um einen Taxi heranzuwinken. Irgendwie wollte kein Taxifahrer anhalten. Sobald sie unser ganzes Gepäck sahen, fuhren sie weiter! Hilfe, die Zeit war schon ganz schön knapp und unser Herz schlug nun auch schneller! Was wenn wir den Bus verpassen? Geradeso in letzter Minute hielt ein Taxi an und brachte uns im Eiltempo zum Busbahnhof! Dort nahmen wir den Bus nach Mendoza. Die Fahrt war schrecklich! Der Bus war mal wieder voll klimatisiert, die Sitze waren unbequem, schließlich hatten wir keinen Schlafbus gebucht,  und die Fahrt dauerte 10 Stunden. Irgendwann in der Nacht war mir so kalt, so dass ich meinen Schlafsack auspackte und mich darin einkuschelte!

Mendoza – die Stadt des ewigen Frühlings

Als wir in Mendoza in unserem Hostel ankamen, wurden wir sehr herzlich empfangen und bekamen gleich ein großes ausgewogenes Frühstück, was super lecker war! Nachdem wir Im Wohnzimmer noch ein bisschen dösten, da unser Zimmer noch nicht fertig war, machten wir uns frisch und liefen schließlich zum Bus. Wir hatten heute eine Fahrradtour durch die Weinrouten von Mendoza geplant!
Die Stadt Mendoza ist ganz bekannt für ihren Weinbau und gehört zu dem besten Anbaugebieten Argentiniens. 70% des argentinischen Weins kommt aus Mendoza. Durch ein kluges Bewässerungssystem, den optimalen Sonneneinfall und den Schutz der Anden, ist der Provinz so viel Erfolg zuzuschreiben! Mendoza wird auch die Stadt des ewigen Frühlings genannt, da hier an fast 300 Tagen im Jahr die Sonne scheint. Zudem gilt Mendoza als das Tor zu Chile mit dem nahe gelegenen Santiago de Chile und ist daher eine wichtige Handelsmetropole.

Als wir schließlich die Fahrradausleihstation erreichten, bekamen wir zwei schicke Mountainbikes mit Körbchen und eine Karte, in welche die Weinrouten eingezeichnet waren. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns also auf dem Weg und fuhren an den Weinfeldern entlang zu einer großen Weinfabrik! Hier konnten wir den Duft verschiedener Weinsorten wahrnehmen und viele Geräte zur Weinherstellung anschauen! Eigentlich wollten wir eine Tour machen mit anschließender Weinverkostung, aber nachdem wir eine Stunde lang gewartet haben und keiner kam, setzten wir uns aufs Fahrrad und fuhren weiter zur nächsten Wein-Bodega. Nachdem wir schon viele Kilometer gefahren waren und die Weinfelder so traumhaft schön aussahen, machten wir eine Pause, stellten die Fahrräder ab und stiegen durch den Stacheldrahtzaun, um Fotos zu machen! Plötzlich hielt die Polizei vor uns an und ein Wachmeister stieg aus…! Uuups, jetzt gibt es Ärger!!! :( Aber nein, im Gegenteil…! Der Polizist fragte uns, ob er ein Foto von uns beiden machen soll und hielt uns den Stacheldrahtzaun hoch, damit wir mit unserem Fahrrad das Weinfeld betreten können! Hahahaha! :) Dann lief er mit seinen glänzenden Lackschuhen durch den staubigen Sand und schoss ein Foto nach dem anderen! Zum Schluss gab es auch noch ein gemeinsames Foto mit dem coolen Polizisten! :)





 
Als wir schließlich auf dem nächsten Weingelände anhielten, kauften wir uns leckeren Weißwein namens „Torrontes“! Der Wein war echt ein geschmackliches Erlebnis! Bitte alle vormerken! Uns schmeckt Torrontes-Weißwein aus Mendoza…falls ihr uns mal eine Freude machen wollt! ;)




 
Nicht weit weg von der Bodega gab es eine weitere, die bekannt war für Olivenspezialitäten. Also machten wir uns auf dem Weg dahin, um eine Platte mit kleinen Häppchen zu genießen! Ich habe sogar 4 ganze grüne Oliven gegessen…kaum zu glauben! Auch wenn sie nicht lecker waren, diesmal hab ich sie nicht ausgespuckt! ;)
Am Ende unserer Weintour mussten wir schnell die Rückfahrt antreten, um das Fahrrad rechtzeitig zurückzubringen! Auf dem Rückweg trafen wir mal wieder auf einen Polizisten, der auf dem Motorrad fuhr! Er fuhr den ganzen langen Weg hinter uns und brachte uns sicher zurück zur Fahrradstation! Wie süß! Zum Schluss bedankten wir uns bei ihm und er sagte, er möchte nur für unser Wohl sorgen, denn dafür sei er ja da! :)


Santiago de Chile

Am nächsten Tag mussten wir schon wieder weiterreisen nach Santiago de Chile. Nach einem ausgezeichnet guten Frühstück, saßen wir bald später im Bus auf der Weiterreise! Wir fuhren mitten durch die vielen Berge der Anden und befanden uns zeitweise auf über 3000 m Höhe.
 
Als wir schließlich an der Grenze von Chile ankamen, mussten wir mit all unserem Gepäck aussteigen und alles wurde durchleuchtet. Plötzlich drehten sich alle zu uns um und fragten: „Ist das euer Koffer?“ Natürlich war es unser Koffer, der wieder einmal geöffnet werden musste! Nur welcher? Nadine ging zu dem Sicherheitsmann und gemeinsam öffneten sie den Koffer! UND: Es war mein Koffer! Ich hatte einen großen Vorrat Mate eingekauft! :) Nach kurzem Öffnen, war alles in Ordnung! Nur leider ging der Koffer fast gar nicht mehr zu! Er platzt ja sowieso schon fast aus allen Nähten! Alle drum herum beobachteten das Geschehen und amüsierten sich köstlich!
Zusätzlich gab es Spürhunde, die unser Gepäck nach verderblichen Lebensmitteln durchschnüffelt haben. Hat man Obst, Gemüse oder Milchprodukte bei sich, so bekommt man eine sehr hohe Geldstrafe! An einem langen Tisch mussten wir uns in eine Reihe stellen und unser Gepäck auf dem Tisch ablegen. So konnten die Hunde auf die Tische springen und schnell alles durchschnüffeln! Auch unser Bus wurde genauestens unter die „Nase“ genommen.




 
Nach 7 Stunden Busfahrt kamen wir schließlich in Santiago de Chile an. Dort wurden wir von Fernando, einem chilenischen Freund von Nadine, den sie aus Weimar kennt, abgeholt! Nachdem er uns für unnormal erklärte wegen dem ganzen Gepäck, fuhren wir in seinem Auto los. Als wir fragten wohin wir fahren, sagte er zum 91. Geburtstag seiner Oma. Oh Gott, meinte er das ernst? Darauf waren wir überhaupt nicht vorbereitet! Wir hatten kein Geschenk, waren müde und sprachfaul! Als wir eintrafen, kamen wir in einen mit 40 Mann überfüllten Garten. Alle schauten uns lächelnd an und nahmen uns nett auf! Wir bekamen leckeres Essen, unterhielten uns mal hier mal dort und lernten die Oma kennen. Später wurde eine riesengroße Geburtstagstorte raus gebracht und alle sangen mehrfach „Cumpleaños feliz!“ :) Das war so schön! Als wir mit der Oma zusammen ein Bild machen wollten, freute sie sich sehr! Die Torte war mit Dulce de Leche, einer Art Caramelcreme, gefüllt und schmeckte hervorragend!

 
Einige Zeit darauf, als wir uns gerade in einer Ecke mit Fernando unterhielten, sagte er plötzlich: „Erdbeben!“ Wir schauten uns erschrocken an und bemerkten jetzt wie die Erde unter unseren Füßen zu wackeln begann! Das war ein sehr komisches Gefühl…man hält sich automatisch fest, schaut sich um und starrt wieder auf den Boden! Nach ca. einer halben Minute war alles schon vorbei und wir konnten aufatmen! Alle unterhielten sich nun aufgeregt darüber! Aber währenddessen es passierte waren alle ruhig und haben die Ruhe bewahrt! Wie wir später erfuhren, war das Beben 215 km von Santiago entfernt und hatte eine Stärke von 7,1 auf der Richterskala. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert und es gab keine Toten!

Abends fuhr uns Fernando zu seinem Freund Gonzalo, bei dem er uns eine Schlafmöglichkeit organisiert hatte. Wie wir erfuhren war Gonzalo sogar schon einmal für 5 Tage in Weimar als er eine Europareise unternommen hatte. Als wir bei ihm eintrafen, waren wir beeindruckt von seiner schicken kleinen Wohnung. Gonzalo und seine Freundin begrüßten uns nett und zeigten uns das ganze Apartment! Fernando baute unser Luftbett auf und wir verstauten unsere Sachen. Nachdem wir uns noch ein bisschen unterhielten, gingen wir zufrieden ins Bett und holten unseren fehlenden Schlaf nach!


Am nächsten Tag holte uns Fernando in der Wohnung von Gonzalo ab und wir liefen zusammen zum Bus und fuhren ins Zentrum. Heute wollten wir ein bisschen was von der Stadt sehen! Wir liefen den ganzen Tag durch die Straßen von Santiago und durchstöbernden kleine Geschäfte. Zum Mittagessen gingen wir zum Mercado central. Dort gibt es viele große Fischtheken und nebenan eine große Halle mit Restaurants, die den Fisch zubereiten. Lecker! So suchten wir uns ein gemütliches Plätzchen und aßen zum ersten Mal seit 7 Wochen richtig guten Fisch!



 
Anschließend trafen wir Gonzalo in seiner Pause und gingen zusammen auf den Plaza de Armas. Dort kauften wir Postkarten und streichelten die Pferde von der Pferdepolizei! Hier ein Foto von Fernando und seinem netten Freund Gonzalo, der uns in seiner Wohnung aufgenommen hat.



 
Außerdem gingen wir Kaffee trinken im „Caribe“, einem typischen Stehcafe von Santiago, in dem viele Geschäftsmänner im Anzug anzutreffen sind. Die Bedienungen tragen hier kurze Kleider und zeigen ihre schönen langen Beine!
Nachdem Gonzalo wieder zurück zur Arbeit musste, besuchten wir eine indische Kunstausstellung und anschließend einen Bücherflohmarkt! Später zeigte uns Fernando seine ehemalige katholische Schule und nachdem wir am Ende fast 8 Stunden unterwegs waren, fuhren wir in unser neues Zuhause zurück und kauften noch etwas zum Kochen ein.


 
Da Gonzalo am nächsten Tag weiter außerhalb von Santiago arbeiten musste, verließ er schon abends seine Wohnung und wir hatten sturmfrei! Wir kochten, quatschten und skypten zum ersten Mal mit unserem Freund aus Lima. Als wir den Büchsenöffner nicht bedienen konnten, lernten wir sogar noch die Nachbarn von Gonzalo kennen, ein älteres Rentnerpärchen, die sich freundlich mit uns unterhielten und uns die Büchse öffneten! :)

Für den nächsten Tag nahmen wir uns vor zum Aussichtspunkt zum Christobal Blanco zu fahren. Abends wollen wir zusammen kochen und ausgehen! Am Mittwoch fahren wir mit Fernando an die Küste und machen 3 Tage Badeurlaub! Ihr werdet bald von uns hören! :)

Hasta pronto! Muchos besos de Nadine y Nataly